Was Unternehmen bei Ausbildungsausschreibungen beachten sollten

Alle Ausbildungsplätze zu besetzen, stellt für zahlreiche Logistikunternehmen eine große Herausforderung dar. Woran liegt das und was können Arbeitgeber leisten, um als attraktiver Ausbildungsbetrieb wahrgenommen zu werden? Die Antworten darauf liefern aktuelle Ausbildungsreporte: Sie zeichnen vergleichbare Bilder von der Situation der Azubis sowie ihren Erwartungen.

Der durchschnittliche Auszubildende ist 20 Jahre alt, hat einen Realschulabschluss, verbringt lieber Zeit im Unternehmen als in der Berufsschule und ist auf die finanzielle Unterstützung seiner Familie angewiesen. Soweit die statistischen Basisdaten der Employour GmbH für den Azubi-Report 2016 – eine von mehreren relevanten Erhebungen zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Doch die Studie, für die rund 2.200 Auszubildende befragt wurden, bietet darüber hinaus tiefergehende Einblicke darüber, was Jugendliche bei ihrer Berufswahl beeinflusst und wie zufrieden sie mit ihrer Ausbildung sind. Denn: Ein Fünftel der Befragten würde seinen Ausbildungsberuf nicht weiterempfehlen, ein Viertel will sogar nach erfolgreichem Abschluss den Job wechseln. Die Differenz zwischen Erwartungen auf Azubi- und den Anforderungen auf Unternehmensseite zeigen, dass mehr Sorgfalt bei den Stellenanzeigen notwendig ist. Potenzielle Bewerber sollten beispielsweise nicht durch zu hohe oder undurchsichtige Anforderungsprofile abgeschreckt werden. Dies gilt besonders für solche Bereiche, in denen Unternehmen bereit wären, auch niedriger Qualifizierte einzustellen. Darum sollten nicht Bildungsabschlüsse im Zentrum einer Anzeige stehen, sondern klar formulierte Aufgaben und Verantwortungen für den Auszubildenden.

Aufgaben stehen im Vordergrund, nicht Bildungsabschlüsse

Ein Drittel der Logistiker konnte im vergangenen Jahr nicht alle Ausbildungsplätze besetzten. Das ergab eine Online-Befragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Zu einem ähnlichen Ergebnis kam der Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Dessen stellvertretende Vorsitzende Elke Hannack erklärte dazu: „Wer über unbesetzte Ausbildungsplätze klagt, muss qualitativ gute Stellen mit Perspektive anbieten. Es sind deutlich mehr Anstrengungen der Arbeitgeber notwendig. Sie müssen weg von ihrer Bestenauslese und wieder mehr Ausbildungsplätze auch für Hauptschüler anbieten.“ Immerhin: In Transport und Logistik arbeiten mit etwa 63 Prozent laut Employour-Studie bereits die meisten Azubis mit Hauptschulabschluss. Und auch der DIHK kommt in seiner Untersuchung zu dem Schluss, dass die Logistik im Vergleich mit anderen Branchen häufiger lernschwächeren Jugendlichen eine Chance gewährt.

Anforderungen klar formulieren und auf Erwartungen eingehen

Auch wenn die große Mehrheit der Berufseinsteiger mit ihrem Ausbildungsberuf zufrieden ist – Azubis in der Logistik gehören gemäß der Employour-Studie zu den zufriedensten Berufsgruppen – leiden viele von ihnen unter hohem beruflichem Druck, kommen krank zur Arbeit und leisten Überstunden. Laut des DGB-Ausbildungsreports 2016 trifft das auf 60 Prozent der befragten Auszubildenden zu. Je präziser die Anforderungen der Arbeitgeber formuliert werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die passenden Auszubildenden zu finden und diese nach ihrer Abschlussprüfung an das Unternehmen binden zu können.

Dabei ist es für Personalverantwortliche in der Logistik wichtig zu wissen, dass die Priorität bei der Jobsuche vor allem auf einem Interessanten Beruf liegt – Gehaltsvorstellungen spielen eine nachgeordnete Rolle. Die Suche nach dem Traumberuf erfüllt sich für durchschnittlich rund 66 Prozent der Auszubildenden. Die Logistik liegt mit rund 51 Prozent jedoch deutlich dahinter.

Fazit

Gerade für den Berufseinstieg in der Logistik sind eine authentische Darstellung des Unternehmens sowie eine genaue Aufgabenbeschreibung wichtig. Betriebe, die diese Punkte vernachlässigen, gehen ein erhöhtes Abbruchrisiko ein. „Arbeitgeber müssen transparent darstellen, welche Anforderungen an die zukünftigen Azubis gestellt werden, und diese Versprechungen auch einhalten. Nur so können Auszubildende und Unternehmen miteinander glücklich werden“, fasst es der Employour Azubi-Report zusammen.

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