Unternehmen müssen Jugendliche für Ausbildung begeistern

Die Suche nach geeigneten Auszubildenden fordert gerade mittelständische Logistikunternehmen zunehmend heraus. Das trifft gleichermaßen auf die gewerblichen, als auch auf die kaufmännischen Berufe zu. Dabei können Betriebe einiges tun, um junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern.

 

Die Zahl von Studienanfängern an deutschen Hochschulen steigt seit Jahren kontinuierlich, während gleichzeitig immer mehr Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) bestätigt: „Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt spitzt sich zu.“ Laut der DIHK-Studie „Ausbildung 2016“ konnten im vergangen Jahr 31 Prozent der Betriebe im Westen und 45 Prozent der Unternehmen im Osten ihre angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen. „Die fehlenden Azubis von heute sind die fehlenden Fachkräfte von morgen – und Fachkräftemangel wird in Zukunft immer öfter bedeuten, dass dual ausgebildete Fachkräfte fehlen“, warnt Eric Schweitzer. Die Tendenz ist klar: Viele Jugendliche orientieren sich nach ihrem Schulabschluss erst einmal in Richtung Hochschule. Doch der vermeintliche Kardinalsweg führt nicht zwangsläufig zum gewünschten Ergebnis: Die jüngste Untersuchung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung zeigt, dass rund 30 Prozent aller Bachelor-Studenten ihr Studium abbrechen. Für viele folgt danach eine Berufsausbildung. Dabei können Logistikunternehmen durch gezielte Aktionen Schulabsolventen davon überzeugen, dass viele Ausbildungsberufe besser als ihr Ruf sind.

 

Ausbildungstage helfen Jugendlichen bei der Entscheidung

Wo es früher für Betriebe völlig ausreichend war, über Stellenanzeigen in Regionalzeitungen nach neuen Auszubildenden zu suchen, müssen sie jungen Berufseinsteigern heute mehr anbieten, um sie für sich zu gewinnen. Ein Mittel dazu sind eigene Ausbildungstage, bei denen Interessenten einen Blick hinter die Kulissen der Firma werfen dürfen und potenzielle künftige Kollegen schon einmal kennenlernen. Dass sich das auch für mittelständische Unternehmen lohnt, zeigte beispielsweise die Firma Stöhr Logistik aus der ländlichen Gemeinde Rottenacker in Baden-Württemberg. Der Dienstleister verzeichnete bei seinem ersten Ausbildungstag Anfang Oktober 2016 rund 350 Besucher. Dabei nutzten vor allem Schüler aus der Region die Gelegenheit, sich über die angebotenen Berufsausbildungen zu informieren. Neben Ansprechpartnern aus Werkstatt und Geschäftsführung konnten sich die Jugendlichen auch mit Auszubildenden des Unternehmens austauschen und an einem Simulator das Rückwärtsfahren eines Lkw mit Anhänger erleben. Mit solchen Aktionen wecken Unternehmen Interesse an den vielseitigen Ausbildungsberufen in der Logistik. Die hohe Ausbildungsquote von 14 Prozent bei Stöhr Logistik zeigt, dass solche Informationsveranstaltungen sinnvoll investierte Zeit sind.

 

Eine langfristige Perspektive ist wichtig

Für die meisten Jugendlichen spielen Sicherheit und Perspektive eine entscheidende Rolle bei der Berufswahl – das ist das Ergebnis der jüngsten Shell-Jugendstudie, für die rund 2.500 junge Leute zwischen zwölf und 25 Jahren befragt wurden. Demzufolge können Unternehmen mit einer hohen Übernahmequote bei ihren Auszubildenden und einem attraktiven Weiterbildungsangebot bei Jugendlichen punkten. Für sie ist es entscheidend, diese Faktoren gegenüber den Bewerbern auch deutlich hervorzuheben. Dr. Achim Dercks, DIHK-Hauptgeschäftsführer, erklärt: „Eine betriebliche Ausbildung ist vielfach eine attraktive Alternative zum Studium. Die Beschäftigungsaussichten und Fortbildungsangebote sind sehr gut. Beruflich Qualifizierte haben häufiger unbefristete Verträge, öfter als gedacht bessere Verdienste als Akademiker und als Fachwirte oder Meister darüber hinaus das niedrigste Risiko, arbeitslos zu werden.“ Hinzu kommt, dass der Einstieg als Auszubildender ein Studium nicht ausschließt. Einige mittelständische Logistik-Unternehmen sehen dies als natürlichen Entwicklungsschritt, um junge Talente weiter an ihren Betrieb zu binden. Duale Studiengänge, wie sie zum Beispiel die Hochschule Fulda für den Fachbereich Logistikmanagement anbietet, stellen eine gute Chance zur beruflichen Weiterentwicklung für gut ausgebildete junge Arbeiternehmer dar.

 

Team-Events fördern das Zugehörigkeitsgefühl

Neben beruflichen Inhalten punkten einige Logistikunternehmen auch mit sportlichen Events bei ihren Auszubildenden. Die Spedition Wackler bietet beispielsweise Kanufahren an, Dachser lässt bei seinem alljährlichen „Message Day“ Auszubildende aus unterschiedlichen Standorten in mehreren Disziplinen gegeneinander antreten und Logwin schickte Azubis auf eine GPS-Tour durch den Odenwald. Jedes Event, das der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls dient und dabei auch für Spaß sorgt, wirkt sich positiv auf die Mitarbeiterbindung aus. Denn es begeistert Berufseinsteiger auch auf emotionaler Ebene für ein Unternehmen.

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