Studie: Flüchtlinge sind gut ausgebildet

Der zunehmende Fachkräftemangel setzt Logistiker immer mehr unter Druck, neue Wege für die Rekrutierung von qualifizierten Arbeitnehmern zu finden. Dies gestaltet sich vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen häufig sehr schwer. Der Aufwand, der betrieben werden muss, steigt von Jahr zu Jahr. Umso wichtiger sind Quereinsteiger für die Branche, zum Beispiel Jugendliche ohne Schulabschluss oder Flüchtlinge.

 

Freie Stellen gibt es in der Logistik zur Genüge, denn vielen Unternehmen fehlt der Nachwuchs. Genaue Zahlen über den Fachkräftemangel liegen dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) nur für die Berufsgruppe der Lkw-Fahrer vor. Diese veranschaulichen jedoch, wie heikel die aktuelle Lage ist: Demnach werden in den nächsten zehn Jahren rund 40 Prozent der Berufskraftfahrer in Rente gehen. Schon jetzt liegt der Bedarf bei jährlich 20.000 bis 30.000 Nachwuchskräften, doch nur etwa 3.000 junge Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung in diesem Bereich. Die Unternehmen sind gefordert, neue Lösungen zu finden, um künftig Jugendliche besser für ihren Berufszweig begeistern zu können. Darüber hinaus sind weitere Lösungen gefragt, um dem akuten Fachkräftemangel zu begegnen. Eine Möglichkeit bietet die Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt.

 

Studie belegt: gute Voraussetzungen bei Flüchtlingen

Eine kürzlich veröffentliche Studie des Institus für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass die Hälfte der nach Deutschland Geflüchteten bereits zehn oder mehr Jahre in Schulen, Hochschulen oder in einer beruflichen Ausbildungsstätte verbracht haben. Hierfür befragte das IAB in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) sowie dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) 2.300 Flüchtlinge. Unter ihnen ist der Anteil derjenigen mit einem Berufs- oder Hochschulabschluss gering. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Menschen aufgrund ihrer Flucht aus der eigenen Heimat die Ausbildung vorzeitig abbrechen mussten. Doch ihre Bereitschaft, zu lernen und einen qualifizierten Berufsabschluss zu erhalten, ist überdurchschnittlich hoch – so das Ergebnis der Studie.

 

Hürden bei der Integration in den Arbeitsmarkt

Bevor die Migranten in ihre Ausbildung starten können, gilt es zunächst die größte aller Hürden zu bewältigen: die Sprache. Hierfür hat das BAMF neben allgemeinen Sprachkursen auch ein Angebot für berufsbezogene Kurse erstellt, die auf das Erlernen  weiterführender Sprachkompetenzen mit berufspraktischem Anwendungsbezug ausgerichtet sind. Hier lernen die Nachwuchskräfte vor allem Fachbegriffe wie „toter Winkel“ oder „Diagonalzurrung“ kennen. Daneben müssen die künftigen Berufskraftfahrer auch ihr Wissen in Mathematik und Physik stärken, damit sie Bremswege und Lademengen sicher berechnen können. Auch der Umgang mit Computern steht auf dem Lehrplan. Hier zeigen sich laut IAB-Kurzbericht vor allem Unterschiede im Bereich der technischen Entwicklung. So sind den Migranten vor allem Fortschritte innerhalb der IT bislang nicht bekannt, da es diese Entwicklungen in ihren Heimatländern nicht gibt.

 

Chancen auf Nachwuchsfachkräfte nutzen

Mit etwas Geduld und Unterstützung von Seiten der Unternehmen lassen sich diese Hürden gemeinsam bewältigen. Wie das funktionieren kann, zeigt beispielsweise die Straßenverkehrs-Genossenschaft (SVG) Bremen. Das Unternehmen bietet eine Qualifizierung zum „City-Logistiker“ oder „Euro-Trucker“ an. Diese Weiterbildungen sind speziell auf die Bedürfnisse der Migranten ausgelegt und werden durch die Agentur für Arbeit gefördert. Im ersten Schritt lernen die Menschen aus Syrien, Afghanistan oder anderen Ländern die deutsche Sprache. Erst wenn sie diese beherrschen, dürfen sie den Führerschein machen. Branchenspezifische Inhalte runden die Qualifizierung ab, damit einer Prüfung vor der zuständigen Industrie- und Handelskammer nichts mehr im Wege steht.

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