Eine Lobby für Berufskraftfahrer

Mehr Fairplay im Umgang mit Lkw-Fahrern ist das Ziel der Initiative FairTruck, die auf dem 33. Deutschen Logistikkongress im Oktober 2016 vorgestellt wurde. Sie setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen der Kraftfahrer ein und will damit das Berufsbild attraktiver machen.

 

Seit Manfred Krug das letzte Mal in der Fernsehserie „auf Achse“ ging, hat sich in Spedition und Logistik viel getan: Die Lkw verfügen über eine ausgefeilte Bordelektronik, die laufend zahlreiche Parameter überwacht und den Fahrer somit bei seiner Arbeit unterstützt. Telemetrie und Navigation helfen dabei, schnell und sicher ans Ziel zu kommen. Doch attraktiver ist der Beruf trotz all dieser Faktoren nicht geworden. Immer weniger junge Menschen interessieren sich dafür, Kraftfahrer zu werden. Von den hemdsärmligen Helden der beliebten Serie von damals ist in der öffentlichen Wahrnehmung heute nichts übrig geblieben: Der Berufstand leidet unter einem schlechten Image, gilt als undankbar und schlecht bezahlt. Laut eines Berichts des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) aus dem Jahr 2014 sind ein Viertel aller sozialversicherungspflichtigen Kraftfahrer älter als 55 Jahre – Tendenz steigend. Seit Jahren gehen mehr Fahrer in Ruhestand als neue hinzukommen. Das schlechte Image des Berufs ist ein großes Problem für die Logistik, weil es sich verschärfend auf den Fahrermangel auswirkt.

 

Die Initiative FairTruck setzt auf fairen Umgang mit Kraftfahrern

Auf dem 33. Deutschen Logistikkongress in Berlin wurde in diesem Jahr die Initiative FairTruck vorgestellt. Sie will den Berufsstand des Kraftfahrers nachhaltig aufwerten und sich für verbesserte Arbeitsbedingungen einsetzen. „Der LKW-Fahrer gehört zu einer aussterbenden Berufsgruppe“, sagt Werner Gliem, Sprecher der Geschäftsführung bei der Logistik-Initiative Hamburg. Gemeinsam mit den vier Unternehmen Logistik Iwan Budnikowsky, Hermes Germany, pfenning logistics und Zippel Logistik haben die Hamburger „FairTruck“ in Berlin gestartet. Das von ihnen entwickelte FairTruck-Siegel basiert auf einem Codex, zu dessen Einhaltung sich alle Partner verpflichten. Der damit verbundene Kriterienkatalog schließt vier Kategorien ein:

 

  1. Wertschätzung und Partnerschaft: Die Unternehmen verpflichten sich zum wertschätzenden und angemessenen Umgang mit Kraftfahrern und einer offenen Kommunikation mit ihnen.
  2. Entlohnung: Alle Fahrer erhalten ein faires Gehalt, das stets pünktlich ausgezahlt wird.
  3. Qualifizierung, Sicherheit und Gesundheit: Die Unternehmen achten auf die Gesundheit ihrer Fahrer und vermeiden gesundheitsschädigende Tätigkeiten. Die Sicherheit der Fahrer, ihrer Fahrzeuge und die Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen stehen im Vordergrund. Darüber hinaus wird die Ausbildung von Kraftfahrern gefördert und alle Mitarbeiter regelmäßig geschult und weitergebildet.
  4. Nachhaltigkeit und Umwelt: Durch nachhaltiges Handeln, auch in der Fahrweise, verpflichten sich die Unternehmen zur Übernahme von sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Verantwortung.

 

Die Fahrer prüfen die Einhaltung der Kriterien

Dieser Katalog von Fairness-Kriterien ist gegenüber den Berufskraftfahrern einzuhalten. Dass dies auch zutrifft, können die Fahrer dabei selbst über eine Bewertungsplattform im Internet (www.fair-truck.de) fortlaufend kontrollieren. Wird der Lohn pünktlich gezahlt? Gibt es eine betriebliche Gesundheitsförderung? Wie ist der Zustand von Sozialräumen und Sanitäranlagen? Wie steht es um die Sicherheit der Fahrzeuge? Über eine App, die von dem Kölner IT-Unternehmen serie a logistics solutions entwickelt worden ist, können Berufskraftfahrer ihren Arbeitgeber und ihr Arbeitsumfeld anonym nach insgesamt 50 Kriterien bewerten. „Es ist die erste Initiative, die Berufskraftfahrern eine Stimme gibt und das Image des LKW-Fahrers nachhaltig verbessern soll“, sagt Werner Gliem mit Hinweis auf ein wachsendes Problem, mit dem die Verkehrswirtschaft in Deutschland zu kämpfen hat. Bis zum Jahr 2022 werden Studien zufolge bundesweit bis zu 150.000 Berufskraftfahrer fehlen, während die Zahl der Straßentransporte kontinuierlich wächst.

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